So hat also die Religion einen gemeinschaftlichen Inhalt mit der Philosophie, und nur die Formen sind verschieden; und es handelt sich nur darum, daß die Form des Begriffs so weit vollendet wird, den Inhalt der Religion erfassen zu können. Wahrhaft ist nur dasjenige, was man die Mysterien der Religion genannt hat; sie sind das Spekulative der Religion. Bei den Neuplatonikern heißt μυειν, μυεισ αι (eingeweiht werden), sich mit spekulativen Begriffen beschäftigen. Unter Mysterien versteht man, oberflächlich genommen, das Geheimnisvolle, was so bleibt, nicht bekannt wird. In den Eleusinischen Mysterien war aber nichts Unbekanntes (alle Athenienser waren darin eingeweiht, - Sokrates nicht); und dies will ich in Rücksicht für die Herren Philologen bemerken, da in der Philologie diese Vorstellung auch gilt. Das öffentliche Bekanntmachen vor Fremden war das einzige, was verboten war; verschiedenen wurde es zum Verbrechen gemacht. In der christlichen Religion heißen die Dogmata Mysterien; sie sind das, was man von der Natur Gottes weiß. Dies ist auch nichts Geheimes; in ihr wissen es alle Mitglieder, und dadurch unterscheiden sie sich von denen anderer Religionen. So heißt also Mysterium auch nicht etwas Unbekanntes, denn alle Christen sind im Geheimnis. Die Mysterien sind ihrer Natur nach, als spekulativer Inhalt, geheim für den Verstand, nicht für die Vernunft; sie sind gerade das Vernünftige im Sinne des Spekulativen.
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