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 manfred herok   2014

Hegel-Religion

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Die Religion gibt die Darstellung des absoluten Geistes nicht bloß für Anschauung und Vorstellung,
sondern auch für den Gedanken und die Erkenntnis.
>>>

 

III. Das Verhältnis der Philosophie der Religion
zu den Zeitprinzipien des religiösen Bewußtseins

Wenn die Philosophie in unserer Zeit wegen ihrer Beschäftigung mit der Religion befeindet wird,
so kann uns das nach dem allgemeinen Charakter der Zeit freilich nicht auffallen.
Jeder, der es versucht, mit der Erkenntnis Gottes sich zu befassen und die Natur desselben denkend zu begreifen, muß dessen gewärtig sein, daß man entweder darauf nicht achthat oder sich gegen ihn wendet und verbindet.           ...

Was Tacitus von den alten Deutschen sagte, daß sie securi adversus deos gewesen,
das sind wir in Rücksicht des Erkennens wieder geworden: securi adversus deum.    [Tacitus>>>]

Es macht unserem Zeitalter keinen Kummer mehr, von Gott nichts zu erkennen,
vielmehr gilt es für die höchste Einsicht, daß diese Erkenntnis sogar nicht möglich sei.
Was die christliche Religion für das höchste, absolute Gebot erklärt:
 "Ihr sollt Gott erkennen", das gilt als eine Torheit.
Christus sagt: "Ihr sollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist"*) ,
- diese hohe Forderung ist der Weisheit unserer Zeit ein leerer Klang.
Sie hat aus Gott ein unendliches Gespenst gemacht, das fern von uns ist,
und ebenso die menschliche Erkenntnis zu einem eiteln Gespenste der Endlichkeit
oder zu einem Spiegel, in den nur Schemen, nur die Erscheinungen fallen.
Wie sollen wir daher noch das Gebot achten und seinen Sinn fassen, wenn es heißt:
"Ihr sollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist",
da wir vom Vollkommenen nichts erkennen, unser Wissen und Wollen nur durchaus an die Erscheinung angewiesen ist und die Wahrheit schlechterdings nur ein Jenseits sein und bleiben soll. Und was, müssen wir weiter fragen, was wäre denn sonst der Mühe wert zu begreifen,
wenn Gott unbegreiflich ist?

Diesen Standpunkt muß man dem Inhalte nach
für die letzte Stufe der Erniedrigung des Menschen achten,
bei welcher er freilich um so hochmütiger zugleich ist, als er sich diese Erniedrigung als das Höchste und als seine wahre Bestimmung erwiesen zu haben glaubt. ...

... Theologen, die nichts von dem Gehalte mehr besitzen, der zerstört werden könnte.
Um diese nicht nur unbegründeten, sondern noch mehr leichtfertigen und gewissenlosen Einwürfe zurückzuweisen, brauchen wir nur kurz zuzusehen, wie die Theologen vielmehr alles getan haben,
um das Bestimmte der Religion aufzulösen, indem sie
1. die Dogmen in den Hintergrund geschoben oder für gleichgültig erklärt haben, oder dieselben
2. nur als fremde Bestimmungen anderer und als bloße Erscheinungen einer vergangenen Geschichte betrachten. ...
 

*)  Matth. 5, 48                                                                                                                                                                                                    G.W.F. HEGEL    Vorlesungen über die Philosophie der Religion    >>>

Es ist der ungeheure Irrtum unserer Zeiten gewesen, diese Untrennbaren als voneinander trennbar,
ja selbst als gleichgültig gegeneinander ansehen zu wollen.
So ist das Verhältnis der Religion zum Staate so betrachtet worden, daß dieser für sich sonst schon und aus irgendeiner Macht und Gewalt existiere und das Religiöse als das Subjektive der Individuen nur zu seiner Befestigung etwa als etwas Wünschenswertes hinzuzukommen hätte oder auch gleichgültig sei und die Sittlichkeit des Staates, d. i. vernünftiges Recht und Verfassung für sich auf ihrem eigenen Grunde feststehe.
Bei der angegebenen Untrennbarkeit der beiden Seiten hat es Interesse,
die Trennung bemerklich zu machen, die auf der Seite der Religion erscheint.
Sie betrifft zunächst die Form, d. i. das Verhältnis des Selbstbewußtseins zu dem Inhalte der Wahrheit. Indem dieser die Substanz als inwohnender Geist des Selbstbewußtseins in seiner Wirklichkeit ist, so hat dieses die Gewißheit seiner selbst in diesem Inhalte und ist frei in demselben.”       >>>

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G.W.F. HEGEL
Vorlesungen über die Philosophie der Religion

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Dieser Mangel der Kunst, daß der Gott von Menschen gemacht ist,
wird auch gewußt in den Religionen, wo dies die höchste Manifestation ist,
und es wird gesucht, ihm abzuhelfen, aber nicht objektiv, sondern auf subjektive Weise:
die Götterbilder müssen geweiht werden; von den Negern bis zu den Griechen werden sie geweiht,d. h. der göttliche Geist wird in sie hineinbeschworen.
Dies kommt aus dem Bewußtsein, dem Gefühl des Mangels; das Mittel,
ihm abzuhelfen, ist aber eine Weise, die nicht in den Gegenständen selbst enthalten ist, sondern von außen an sie kommt. Selbst bei den Katholiken findet solche Weihe statt, z. B. der Bilder, Reliquien usw. “

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Es erscheint als angemessen, den Mythus vom Sündenfall an der Spitze der Logik zu betrachten, da diese es mit dem Erkennen zu tun hat und es sich auch in diesem Mythus um das Erkennen, um dessen Ursprung und Bedeutung handelt.”....>>>

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