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 manfred herok   2014

Recht der Wahrheit

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Denn welcher Gegenstand
ist erhabener
für die Erkenntnis als die
Wahrheit selbst?

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Die eine der absoluten Voraussetzungen in der Bildung unserer Zeit ist,
daß der Mensch nichts von der Wahrheit wisse.   >>>

“Das Recht der Wahrheit ist, daß das Wissen in der Religion den absoluten Inhalt habe.

Hier aber ist er nicht wahrhaft, sondern nur verkümmert.
Also ein Inhalt muß sein; dieser ist so zufällig, endlich, empirisch bestimmt, und es tritt damit eine Ähnlichkeit mit dem römischen Zeitalter ein.

Die Zeit der römischen Kaiser hat viel Ähnlichkeit mit der unsrigen.

Das Subjekt, wie es besteht, ist als unendlich gefaßt,
aber als abstrakt schlägt es unmittelbar ins Gegenteil um und ist nur endlich und beschränkt.

Die Freiheit ist damit nur eine solche, die ein Jenseits bestehen läßt, ein Sehnen, die das Unterscheiden des Bewußtseyns leugnet und damit das wesentliche Moment des Geistes verwirft und so geistlose Subjektivität ist.                    >>>

- Man fragt dann aber auch danach, ob die Wahrheit erkannt werden könne, um eine Rechtfertigung dafür zu finden, daß man in der Gemeinheit seiner endlichen Zweck fortlebt.
Mit solcher Demut ist es dann nicht weit her.
Solche Sprache: wie soll ich armer Erdenwurm das Wahre zu erkennen vermögen?,
ist vergangen; an deren Stelle ist der Dünkel und die Einbildung getreten, und man hat sich eingebildet, unmittelbar im Wahren zu sein.
- Man hat der Jugend eingeredet, sie besitze das Wahre (in der Religion und im Sittlichen) schon, wie sie geht und steht.
Insbesondere hat man auch in dieser Rücksicht gesagt, die sämtlichen Erwachsenen seien versunken, verholzt und verknöchert in der Unwahrheit.
Der Jugend sei die Morgenröte erschienen, die ältere Welt aber befinde sich im Sumpf und Morast des Tages. Die besonderen Wissenschaften hat man dabei als etwas bezeichnet, das allerdings erworben werden müsse, aber als bloßes Mittel für äußere Lebenszwecke.
Hier ist es also nicht Bescheidenheit, welche von der Erkenntnis und vom Studium der Wahrheit abhält, sondern die Überzeugung, daß man die Wahrheit schon an und für sich besitze.
Die Älteren setzen nun allerdings ihre Hoffnung auf die Jugend, denn sie soll die Welt und die Wissenschaft fortsetzen. Aber diese Hoffnung wird nur auf die Jugend gesetzt, insofern sie nicht bleibt, wie sie ist, sondern die saure Arbeit des Geistes übernimmt.
Es gibt noch eine andere Gestalt der Bescheidenheit gegen die Wahrheit.
Dieses ist die Vornehmheit gegen die Wahrheit, die wir bei Pilatus sehen, Christus gegenüber.
Pilatus fragte "was ist Wahrheit?" in dem Sinne dessen, der mit allem fertig geworden ist,
dem nichts mehr Bedeutung hat, - in dem Sinn, in welchem Salomon sagt: "alles ist eitel".
- Hier bleibt nur die subjektive Eitelkeit übrig.
Ferner noch steht der Erkenntnis der Wahrheit die Furchtsamkeit entgegen.
Dem trägen Geist fällt leicht ein, zu sagen: so sei es nicht gemeint, daß es mit dem Philosophieren Ernst werden solle.
Man hört so wohl auch Logik, aber diese soll uns so lassen, wie wir sind.
Man meint, wenn das Denken über den gewöhnlichen Kreis der Vorstellungen hinausgehe,
so gehe es zu bösen Häusern; man vertraue sich da einem Meere an, auf dem man von den Wellen des Gedankens da- und dorthin geschlagen werde und am Ende doch wieder auf der Sandbank dieser Zeitlichkeit anlange, die man für nichts und wieder nichts verlassen habe. Was bei solcher Ansicht herauskommt, das sieht man in der Welt.
Man kann sich mancherlei Geschicklichkeiten und Kenntnisse erwerben, ein routinierter Beamter werden und sich sonst für seine besonderen Zwecke ausbilden.
Aber ein anderes ist es, daß man seinen Geist auch für das Höhere bildet und um dasselbe sich bemüht. Man darf hoffen, daß in unserer Zeit ein Verlangen nach etwas Besserem in der Jugend aufgegangen ist und daß diese sich nicht bloß mit dem Stroh der äußeren Erkenntnis begnügen will.”

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Biblisch:
                                Pilatus spricht zu ihm:        Was ist Wahrheit?”         >>>

 

“Je mehr sich die Erkenntnis der endlichen Dinge ausgebreitet hat, indem die Ausdehnung der Wissenschaften fast grenzenlos geworden ist und alle Gebiete des Wissens zum Unübersehbaren erweitert sind, um so mehr hat sich der Kreis des Wissens von Gott verengt.
Es hat eine Zeit gegeben, wo alles Wissen Wissenschaft von Gott gewesen ist.
Unsere Zeit hat dagegen das Ausgezeichnete, von allem und jedem, von einer unendlichen Menge von Gegenständen zu wissen, nur nichts von Gott.
Früher hatte der Geist darin sein höchstes Interesse, von Gott zu wissen und seine Natur zu ergründen,
er hatte und fand keine Ruhe als in dieser Beschäftigung, er fühlte sich unglücklich, wenn er dies Bedürfnis nicht befriedigen konnte; die geistigen Kämpfe, welche das Erkennen Gottes im Innern hervorruft, waren die höchsten, die der Geist kannte und in sich erfuhr, und alles andere Interesse und Erkennen wurde für gering geachtet.
Unsere Zeit hat dies Bedürfnis, die Mühen und Kämpfe desselben beschwichtigt, wir sind damit fertig geworden, und es ist abgetan.
Was Tacitus von den alten Deutschen sagte, daß sie securi adversus deos gewesen, das sind wir in Rücksicht des Erkennens wieder geworden: securi adversus deum.” 
   >>>

(Publius Cornelius Tacitus
DE ORIGINE ET SITU GERMANORUM LIBER    >>> )

 

Wenn daher die Menschen behaupten, man könne die Wahrheit nicht erkennen, so ist dies die äußerste Lästerung. Die Menschen wissen dabei nicht, was sie sagen. Wüßten sie es, so verdienten sie, daß ihnen die Wahrheit entzogen würde. Die moderne Verzweiflung an der Erkennbarkeit der Wahrheit ist aller spekulativen Philosophie wie aller echten Religiosität fremd. Ein ebenso religiöser wie denkender Dichter, Dante, drückt seinen Glauben an die Erkennbarkeit der Wahrheit auf eine so prägnante Weise aus, daß wir uns erlauben, seine Worte hier mitzuteilen.”                                                                                                                          ...   >>>

So geschieht es denn, daß, je breiter sich diese endliche Weisheit über göttliche Dinge macht, je mehr sie Gewicht auf das äußerliche Historische und auf die Erfindung ihres eigenen Scharfsinns legt, sie desto mehr gegen die göttliche Wahrheit und gegen sich selbst gearbeitet hat.”     >>>

Das Wahre ist so der bacchantische Taumel, an dem kein Glied nicht trunken ist; und weil jedes, indem es sich absondert, ebenso unmittelbar auflöst, ist er ebenso die durchsichtige und einfache Ruhe. In dem Gerichte jener Bewegung bestehen zwar die einzelnen Gestalten des Geistes wie die bestimmten Gedanken nicht, aber sie sind so sehr auch positive notwendige Momente, als sie negativ und verschwindend sind.
- In dem Ganzen der Bewegung, es als Ruhe aufgefaßt, ist dasjenige, was sich in ihr unterscheidet und besonderes Dasein gibt, als ein solches, das sich erinnert, aufbewahrt, dessen Dasein das Wissen von sich selbst ist, wie dieses ebenso unmittelbar Dasein ist.”
(Phänomenologie des Geistes   >>>)

Es gibt noch eine andere Gestalt der Bescheidenheit gegen die Wahrheit.    >>>

Der Mensch, da er Geist ist, darf und soll sich selbst des Höchsten würdig achten; von der Größe und Macht seines Geistes kann er nicht groß genug denken.         >>>

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